Osiris
»Der Mächtige«
Osiris ("Der Mächtige" oder "Sitz des Auges") ist der ägyptische Gott des Jenseits, der Wiedergeburt und des Nils. Als vierter König der ersten Götterdynastie ist er auch Bestandteil der Götterneunheit.
Dargestellt wird Osiris als menschliche Mumie mit gekreuzten Armen und hält die Königsinsignien Krummstab und Geißel in seinen Händen. Er sitzt oft auf einem Thron und trägt - in Abhängigkeit der Dynastie - verschiedene Kronen.
Hauptkultort war Abydos (siehe »Map«) und galt als die Grabstätte des Totengottes. Im Neuen Reich wurde der Ort zum Ziel zahlreicher Pilger.
Mythologie
Während sein Bruder »Seth« vom ersten Atemzug nur von Hass und Wut getrieben wurde, schätzte Osiris alle guten und schönen Dinge. Seth nahm seine Schwester »Nephthys« zur Frau, also die Zwillingsschwester von »Isis« und Gemahlin Osiris, seinem Bruder. Eines Tages gab sich Nephthys als ihre Schwester Isis aus und schlief daraufhin mit Osiris. Aus dieser Affäre entstand der gemeinsame Sohn »Anubis«.
Dies und der Gegenpol der zwei Brüder führten zur gegenseitigen Verabscheuung, und sie begannen sich zu bekriegen. Seth tötete Osiris, zerstückelte die Leiche und verstreute sie im ganzen Land. Isis und Anubis setzten den Leichnam wieder zusammen, balsamierten und beschützten ihn, bis er im »Duat« wiederbelebt wurde.
Osiris und das Totengericht
Durch die Wiederbelebung des Osiris entstand das Jenseits. Osiris wurde durch das Totengericht zum Herrscher über die unterirdische Welt erklärt, der »Duat«. Er ist Gott und Richter über die Toten in der Unterwelt. Vor ihm müssen sich die Verstorbenen verantworten, bevor sie in das Jenseits eintreten dürfen. Die Prüfung bestand im Abwägen des Herzens (Seelenprüfung), und sein Urteil war von entscheidender Bedeutung: War das Herz rein (im Gleichgewicht mit der Feder der »Maat«) und somit auch die Seele, so durfte der Verstorbene ins Jenseits eintreten und im hell erleuchteten Sechet-Iaru (Gefilde der Binsen) ewig weiterleben.
Wog das Herz schwerer als die Feder der Maat, wurde es von Jenseitsgöttin »Ammut« (auch Ammit), der "Verschlingerin" gefressen. Somit war der Seele ein Übertritt nach Sechet-Iaru, dem lichten Teil im Duat verwehrt und der Verstorbene wurde in die ewige Keku-Semau (Ur-Finsternis) verbannt. Dort starb der Verstorbene einen zweiten und diesmal endgültigen Tod.
»Totengericht« (ausführliche Beschreibung)