Min
»Fruchtbarkeitsgott«
Min gehört zu den Hauptgöttern des alten Ägypten und ist Gott der Zeugungskraft, Acker- und Fruchtbarkeit. Seine Zeugungskraft betrifft also nicht nur die Menschen, sondern auch das Land, auf dem alles wächst und gedeiht. Als Vegetations- bzw. Fruchtbarkeitsgott spendet er den Samen für alle Nahrung.
Min wurde zwar ein weißer Stier zugeordnet, aber nicht als tierischer Gott dargestellt. Dennoch passt der Stier symbolisch gut zu ihm, denn Min ist "der Stier, der auf den Göttern und der Göttin ist und Samen schafft" und "der Gatte, der die Frauen mit seinem Gliede befruchtet."
Im ersten Sommermonat des "Schemu" wurde ihm zu Ehren das "Min-Fest" gefeiert, bei dem sein - mit Federn geschmückter Stier - die Prozession anführte. Das mit zahlreichen Opfergaben und Kulthandlungen verbundene Fest, gilt als das Hauptfest der Erntezeit.
Min wurde im Laufe der Zeit zum Schöpfergott, denn als Gott der Zeugung und der Fruchtbarkeit lag es nahe, ihn am Anfang der Schöpfung zu stellen. So erschuf er die Götter, die Erde, die Menschen und das Vieh. Er hält alle Dinge am Leben, indem er alles fruchtbar macht.
Im Mittleren Reich ist erstmals die Verschmelzung mit Amun-Ra zu Amun-Ra-Kamutef ("Amun-Ra, Stier seiner Mutter") belegt, was damals üblich war, wenn man einen Gott erhöhen und seine Wichtigkeit unterstreichen wollte. Später verschmolz er sogar mit Amun zu "Amun-Min" bzw. zu "Min-Amun", weshalb man ihn mit der Federkrone des »Amun« abbildete.
Dargestellt wird Min als Mann in Mumienbinden mit geschlossenen Beinen und erigiertem Glied. Auf farbigen Abbildungen ist die Haut des Min immer schwarz. Seine (meist linke) Hand hält - hauptsächlich auf Statuen - den unteren Schaft seines erigierten Gliedes. Sein rechter Arm zeigt angewinkelt nach oben und trägt die Geißel als Zeichen seiner Herrschaft (was auch als Symbol für sexuelle Penetration gedeutet wird). Sein Haupt krönt meist eine hohe Doppel-Federkrone - identisch mit der des Amun- mit einem langem Band, welches über seinen Rücken fällt.
Zu Min wird folgende süffisante Legende erzählt:
Im Verlauf eines Krieges wurden alle Männer des Dorfes zum Kampf an die Front beordert. Lediglich ein Mann, der schon zu alt und zu gebrechlich war, wurde zurückgelassen. Als nach ein paar Jahren die Männer wieder nach Hause kehrten, hatten alle Frauen kleine Kinder. Als Vater kam eigentlich nur dieser eine zurückgelassene Mann in Frage - sein Name: Min.
Als Strafe wurde ihm seltsamerweise nicht sein Glied, sondern ein Bein und ein Arm abgehackt.
Leider lässt sich diese Geschichte keiner Zeit und Region zuordnen und bleibt eine altägyptische Legende.