Chons
»Der Durchwanderer«
»Mondgott«
Chons (Khonsu oder Chonsu) ist ein altägyptischer Mondgott und bestimmte - wie »Thot« - die Zeitrechnung.
Sein Name bedeutet soviel wie "überqueren" oder "durchwandern" und bezieht sich wahrscheinlich auf den Lauf des Mondes, der den Himmel im Finsteren der Nacht durchwandert. Er zählt mit seinen Wanderungen die Tage, die Monate, die Jahre - all die Zeit der Menschen und der Götter.
Chons ist der Sohn des »Amun« und der Himmelsgöttin »Mut« und sie bilden zusammen die Triade (Dreiheit) von Theben.
Chons wird schon früh im Alten Reich in den Pyramidentexten erwähnt. Jedoch wird er dort als unheilbringender Gott, Verursacher von Krankheiten und als Menschenfresser dargestellt.
Im "Kannibalen-Hymnus" tritt er als blutrünstige Gottheit in Erscheinung, die dem verstorbenen König hilft, jene Götter zu fangen und zu erschlagen, damit er ihre göttliche Stärke aufnehmen kann, indem er sich von ihnen "ernährt".
Erst im Neuen Reich werden ihm andere und positive Charaktereigenschaften zugesprochen, wie etwa "Beschützer vor Krankheiten und wilden Tieren" und "Gott der Geburt, der die Schwangerschaft bei Frauen und die Trächtigkeit bei Tieren beeinflusst".
Er erhält den Beinamen "Neferhotep", was soviel wie "der vollkommenen Frieden bringende" oder "der vollkommen Zufriedene" bedeutet. Fortan sollte sein Name und sein Kult auf eine höhere Ebene gestellt werden.
Dargestellt wird Chons als junger Mann in engem Mumiengewand. In den Händen hält er einen Krummstab, eine Geißel und Was-Zepter, das zudem die Zeichen Djed (Dauer und Beständigkeit) und Ankh (Symbol des Lebens) enthält. Auf seinem Haupt trägt er in einer nach oben geöffneten Mondsichel die Mondscheibe und als Haar eine Jugendlocke. Diese geflochtene Locke war eine traditionelle Haartracht der Kinder sowohl göttlicher, als auch menschlicher Herkunft. Sie soll die Jugendlichkeit des ewigen Sohnes symbolisieren - stets wandelnd und sich selbst verjüngend. An seinem Kinn trägt er einen geschwungenen Götterbart als Zeichen von Würde und Manneskraft.
Als Himmelsgottheit wurde Chons mit einem Falkenkopf - Mondsichel und Mondscheibe tragend - dargestellt.
Wie bei anderen Mondgöttern war auch der Pavian eines seiner Symbole, obwohl er - im Gegensatz zu Thot - recht selten als solcher erscheint. Noch seltener wird er in Krokodilgestalt abgebildet, obwohl Chons in Kom Ombo als Sohn des »Sobek« (Krokodil) und der »Hathor« galt.
Chons wurde in ganz Ägypten verehrt und überall im Land besaß er Heiligtümer. Aber das bekannteste und noch heute fast vollständig erhaltene Heiligtum liegt in Karnak und wurde in der 20. Dynastie von Ramses III. begonnen und von einer Reihe späterer Herrscher vollendet: Der Tempel des Chons.