Bes
»Schutzgeist«
»Schutzgott«
Bes ist eine Gottheit, deren Urprung vermutlich aus Nubien (Sudan) stammt und etwa ab der 12. Dynastie auch im Alten Ägypten verehrt wurde. Bes war eine Schutzgottheit, dessen Fratze die bösen Geister und Mächte, besonders während der Nacht, vertreiben sollte. Er beschützte die Menschen vor gefährlichen Wüstengetier wie Skorpione und vor allem vor giftigen Schlangen, die er mit seinen Messern vernichtete. Deshalb wurde Bes auch als "Schlangenwürger" oder als "Schlangenverschlinger" bezeichnet.
Er wird jedoch auch als Gott der Zeugung und der Geburt angesehen und seine Abbildungen waren häufig in Frauengemächern und an den Kopfenden von Schlafmöbel (insbesondere Hochzeitsbetten) zu finden. Einerseits sollte er die bösen Geister von Haus und Hof fernhalten, andererseits aber auch die Schwangeren und Neugeborenen beschützen.
Dabei half nicht nur sein erschreckendes Aussehen, sondern auch die Gegenstände, die er in seinen Händen hielt: Ein Messer oder Schlangen, oder ein Musikinstrument - gewöhnlich eine Trommel oder ein Tambourin. Bei Geburten vertrieb er durch seinen Tanz, Gesang und das Schlagen der Tamburine die gefährlichen Mächte, die Mutter und Kind mit Unheil bedrohten. Doch die laute Musik vertrieb nicht nur die bösen Geister, sondern versetzte die Menschen auch in eine fröhlichere und weniger angstvolle Stimmung.
Besonders in seiner Eigenschaft als Schutzgott der Schwangeren, Gebärenden und der Kinder entfaltet Bes seine schützenden Kräfte und war mit anderen schützenden Geistern zugegen, wenn ein Kind geboren wurde. Kinder trugen zu ihrem Schutz Amulette von Bes um den Hals oder am Körper. Fehlgeburten wurden in kleinen hölzernen Bes-Figuren beigesetzt.
Allmählich stieg Bes zum Schutzgott der Gotteskinder - also der Nachkommen des Pharao - auf. So zählte er zu den Göttern, die bei der Geburt von Königin Hatschepsut anwesend gewesen sein sollen.
Bes gehört zur Gruppe der Zwerggötter, die seit dem Mittleren Reich auftreten und seine Gestalt vereint tierische und menschliche Züge. Er wird mit großem Kopf, plumpen Rumpf und kurzen Beinen in der Missbildung eines Krüppels dargestellt. Das Gesicht ist breit mit zerklüfteten Zügen, was den fratzen- oder greisenartigen Eindruck noch verstärkt. Er wurde mit zottigen Augenbrauen, großen Tierohren, Löwenmähne und oft auch mit ausgestreckter Zunge und Federkrone abgebildet. Der Körper ist mit einem (Löwen)-Fell überzogen, mindestens aber sehr dicht behaart.
In seiner Eigenschaft als Schutzgott der Schwangeren und Gebärenden ist Bes mit dickem Bauch und großen Brüsten zu sehen. Hier ist sein Körper nackt oder nur mit einem Lendenschurz bekleidet. Auf manchen Abbildungen sieht man ihn auch mit einem gigantischen »Penis«.
Im Laufe der Zeit wird die Mähne immer mehr zu einem zotteligen Bart. Seit dem Neuen Reich besitzt er Flügel auf dem Rücken oder ein Flügelpaar an den Füßen. Seine Darstellung erfolgt meist von vorne, was darauf hindeutet, dass sein Ursprung nicht ägyptisch ist. (Nahezu alle ägyptischen Götter wurden im Profil abgebildet).
Bes zählte nie zu den großen, mächtigen Göttern der altägyptischen Welt, doch beim einfachen Volk war Bes sehr beliebt. In ihren Häusern stellten die Menschen Statuetten des Gottes aus Terrakotta oder Keramik auf Spiegel oder kleine Altäre. Sogar die Pharaonen begannen im Laufe der Zeit ihre Wände mit dieser Gottheit zu schmücken. Auch außerhalb der Grenzen Ägyptens wurde Bes verehrt. Seine Figuren und Abbildungen entdeckte man in Vorderasien und in der gesamten ägäischen Welt. Von keinem anderen Gott fand man so viele Amulette, wie von Bes.