Das ägyptische Totenbuch
»Heraustreten ins Tageslicht«
(Übersetzung des Originaltitels)
Das ägyptische Totenbuch ist vereinfacht gesagt ein "Handbuch für Verstorbene" und leitet den Toten durch die gefahrenvolle finstere Unterwelt »Duat«.
Es ist eine Ansammlung von Zaubersprüchen, magischen Texten, Beschwörungsformeln, einzigartigen Anweisungen sowie Hymnen an »Ra« und »Osiris«. Sie wurde dem Verstorbenen in Form einer etwa 5 Meter langen Papyrusrolle mit ins Grab gelegt, oder auf die Mumienbinden geschrieben. Es ist also kein Buch im herkömmlichen Sinne wie man zunächst vermuten möchte, sondern eher eine lange schmale Bild- und Schriftrolle.
Pharaonen und Angehörige der königlichen Familie hatten noch ein zusätzliches Privileg: Ihnen wurde eine (bis zu 18 m lange) »Barke« - komplett in Einzelteile zerlegt - mit ins Grab gegeben, um in deren Schutz die Unterwelt zu durchqueren.
Da die Unterwelt nach altägyptischem Glauben mit den Urozean »Nun« durchzogen war, konnte man sich dort am Besten mit einem Boot fortbewegen.
Bevor sich Ba (die Seele) mit dem Leichnam vereinigen konnte, mussten zahlreiche Prüfungen bestanden werden um die paradiesischen Gefilde zu erreichen. So musste sich der Verstorbene durch die Unterwelt kämpfen, verschiedene Dämonen abwehren und schließlich die Götter um eine Aufnahme in deren Reich bitten.
Mit Hilfe der magischen Sprüche aus den Totenpapyri (Totenbuch) konnte er diese Gefahren schnell überwinden und sämtliche Prüfungen mit Leichtigkeit meistern – so der Glaube. Und auch vor dem »Totengericht des Osiris« half das Totenbuch die richtigen Worte zu sprechen, da nur jene in die Unterwelt eintreten dürfen, die "rein sind und die Namen der 12 Tore kennen" - ein Tor für jede Stunde der Nacht!
Insgesamt gab es 42 Götter und Osiris als den obersten Richter im Totengericht. Jede Gottheit besaß einen individuellen Namen und war für ein bestimmtes Verbrechen verantwortlich. Diese reichten von Mord, Habgier und Ehebruch bis zu religiösen Übertretungen wie Gotteslästerung oder Beschädigung Bildnisse einer Gottheit. Der Verstorbene rezitierte nun aus dem Totenbuch die Namen und die Herkunft aller Götter auf, die dem Totengericht beiwohnten. Hierbei durfte er sich keinen Fehler erlauben!
Ziel des Toten war es, im Jenseits Unsterblichkeit zu erlangen, was aber nicht so einfach und selbstverständlich war. Das Totengericht in der "Halle der Vollständigen Wahrheit" urteilt über die erbrachten Leistungen im erloschenen diesseitigen Leben. Nur nach positiver Einschätzung und einem negativen Sündenbekenntnis (siehe »Maat« im Totengericht), konnte Ba sich mit dem Toten (Leichnam) vereinen, ins Jenseits übertreten und im hell erleuchteten Sechet-Iaru (Gefilde der Binsen) ewig weiterleben.
Das Ägyptische Totenbuch ist eine der bedeutsamsten Dokumentationen der ägyptischen Mythologie und gleichzeitig der älteste religiöse Text der Welt. Es zeigt, dass der Tod nicht nur ein wichtiger Teil des alltäglichen Lebens der alten Ägypter war, sondern auch, dass die Menschen eine gänzlich andere Vorstellung vom Sterben und dem "Leben danach" hatten. Viele der Sprüche sollten dem Toten helfen, göttlich zu werden und ein Leben im Jenseits wie vorher im Diesseits führen zu können - nur viel schöner und besser.
Das Totenbuch war der "große Begleiter" für das ewige Leben im Jenseits der Alten Ägypter.