Oase Siwa
Die Oase Siwa (ägyptisch: Sekhetam = "Palmland") liegt im äußersten Nordwesten der Wüste, fast 600 km von Kairo entfernt, nahe der libyschen Grenze. Sie erstreckt sich über eine Länge von 80 km und einer Breite zwischen 2–20 km. Als Depression senkt sich das Talbecken der Oase ca. 24 m tief unter den Meeresspiegel. Sie ist ein Traum von frischem Quellwasser und Früchten im Überfluss - ein "Garten Eden" mitten in der Wüste! Die alten Ägypter nannten den Ort einfach "die am weitesten entfernte Oase" oder sogar "die Oase am Ende der Welt". Der Weg dorthin war staubig, trocken und gefährlich. Viele der Pilger haben Siwa nie zu Gesicht bekommen.
Die Geschichte von Siwa lässt sich bis in die 18. Dynastie (um 1500 v. Chr.) zurückverfolgen. Der von der "Urbevölkerung" verehrte Lokalgott dürfte eine libysche Quellgottheit gewesen sein, welche nach der pharaonischen Machtübernahme durch deren Gott Amun/Ammon verdrängt wurde.
Der Haupttempel, der dem Gott »Amun« geweiht war, und das Orakel von Siwa wurden weit über die Grenzen des Pharaonenreichs bekannt.
Das Orakel der Oase Siwa
Das Orakel von Siwa oder auch "Orakel des Ammon" war neben dem Orakel von Delphi (Apollo) und Dodona (Zeus) die bekannteste Orakelstätte der Antike.
Anders als in Delphi oder Dodona gab es in Siwa keine Orakelsprüche, sondern nur "Ja" und "Nein" als Antwort. Der Glaubende musste im Allerheiligsten seine Fragen so formulieren, damit das Orakel nicht stumm blieb und antworten konnte. Bewegte sich die Götterbarke mit der Amun-Figur auf den Fragensteller zu, so lautete die Antwort "Ja". Bewegte sich die Figur vom Fragesteller weg, so lautete die Antwort "Nein". Die Barke wurde durch eine geheimnisvolle Apparatur von Priestern bewegt.
Der bekannteste Besucher des Orakels war zweifellos »Alexander der Große«, der Macht und Einfluss des Orakels nutzte und sich in Siwa als "Sohn des Amun" begrüßen ließ.
Legende:
Nach traditioneller Sitte betrat Alexander das Allerheiligste allein und der Oberpriester fragte ihn, ob er sich als Sohn Amuns fügen möchte. Alexander bejahte dies und fragte daraufhin, ob sein "Vater" ihm die Herrschaft über die Welt genehmigt. Das Orakel bewegte sich auf Alexander zu und der Priester verkündete, dass Amun ihm den Wunsch mit absoluter Gewissheit gewähre.
Als Alexander aus dem Tempel trat, rief er seinen Begleitern zu: "Ich habe gehört, was ich habe hören wollen".
Zum einen erwies Alexander als neuer Herrscher Ägyptens dem Gott Amun seinen Respekt, zum anderen festigte er durch die Anerkennung des Orakels als "Sohn des Amun" seine Herrschaftsposition über ganz Ägypten.